Im September 2001 in den Nordosten der USA zu reisen und auch noch New York zu besuchen, hätte ich mir wohl gespart, wenn ich am 11. September nicht bereits im Norden von Maine unterwegs gewesen wäre. Zunächst einmal ging es aber nach Cape Cod wo immer eine entspannte Urlaubsatmosphäre herrscht. Mit einem Boot zum Whale Watching hinauszufahren ist faszinierend. Und jeden Abend zum Sonnenuntergang an den Strand, mit Kartoffelchips und Bier. Klasse!

Im September setzt im Norden von Maine bereits die Herbstlaubfärbung ein, was im Kontrast zum blauen Himmel und den weiß gestrichenen Häusern einfach toll aussieht. Hier, im Baxter State Park, war es dann auch, wo über das Autoradio am Morgen des 11. September die schreckliche Nachricht von den Anschlägen auf das World Trade Center in New York verbreitet wurde. Ich war völlig geschockt, und konnte bis zum Ende der Reise nicht begreifen, daß es die Realität war und nicht nur ein böser Traum, aus dem man nicht aufwachen kann.
In Salem dreht sich alles um Hexerei, weil hier die letzten Hexenprozesse in den USA stattfanden. Die Häuser in der Innenstadt sehen gespenstisch aus. The Desert of Maine ist ein Phänomen. Es handelt sich tatsächlich geoligisch gesehen um eine Wüste, ähnlich der Sahara. Nur kleiner.
Wer was sehen will, muß früh hoch. Morgens um sieben ist es noch recht frisch und nebelig. Die quietschgelbe Oldtimer Zahnradbahn bringt einen auf den Gipfel des Mount Washington. Von den Niagara Fällen ist es nur ein Katzensprung bis nach Toronto, Canada. Nach den Anschlägen von New York hielt sich der Andrang vor den Fahrstühlen des höchsten Gebäudes der Stadt, in Grenzen.
Die Niagara Fälle sind schon beeindruckend. Ob bei Tag oder bei Nacht. Jeden Abend gegen 20 Uhr werden die bunten Lichter hinter den Wasserfällen eingeschaltet. Also genau das, was das Amerikanerherz erfreut. Mir wäre es lieber gewesen, wenn man die Städte auf der kanadischen und der amerikanischen Seite nicht direkt bis an die Fälle gebaut hätte. Inmitten von Natur hätten sie noch viel imposanter gewirkt. Aber wer wollte das schon bedenken, zu einer Zeit, wo Millionen von Büffeln nur so zum Spaß abgemetzelt wurden.
Das Foto sagt alles. Die Stimmung in der Stadt, die niemals schläft (ganz klar, denn die ganze Nacht hindurch heulen Sirenen und Hupen), war niedergeschlagen. Nahezu alle touristischen Attraktionen waren geschlossen. Die gesamte Gegend um den Ground Zero abgeriegelt. Die U-Bahn fuhr nicht auf allen Strecken. Da läuft man dann ziemlich ziellos durch die Gegend und unterhält sich mal hier mal da mit den Menschen, die hier leben. Einziger Lichtblick: Die Broadway Theater waren geöffnet. The Show must go on...
Die Skyline hatte sich etwas verändert, seit ich zuletzt vom Flughafen aus daran vorbei gefahren bin. Damals hatte ich darauf verzichtet, ein Foto zu machen, denn ich wußte, ich komme wieder.
Das Empire State Building ist nun wieder das höchste Gebäude der Stadt.
Einziger Vorteil: Zu dieser Zeit konnte man nachts mit kompletter Fotoausrüstung mit der U-Bahn durch die Gegend fahren, ohne Angst vor einem Überfall zu haben, denn es wimmelte nur so vor Polizei und Militär.
Eine mit einem Schwarzweißfilm geladene Kamera hatte ich diesmal auch dabei. Schwarzweißfotos haben immer so einen dokumentarischen Charakter. Aber wer konnte schon ahnen, daß es in diesen Tagen tatsächlich etwas zu dokumentieren gab. Den sinnlosesten Terroranschlag aller Zeiten, der die Welt über Nacht veränderte.
Try to remember, the kind of september, when life was slow and oh so mellow.
Try to remember, when life was so tender, that no one wept except the willow...