Start und Endpunkt einer Namibiareise ist normalerweise Windhoek. Dort gibt es nicht allzu viel zu sehen. Ein halber Tag reicht völlig aus. Interessanter ist es da schon in der Gegend von Keetmannshoop, wo man in Giants Playground Steinhaufen bewundern kann, oder durch einen Wald von Köcherbäumen wandern kann. Dabei sollte man immer aufpassen, wo man hintritt. Schlangen leben gern in Felsspalten und es kommt nicht selten vor, dass eine Kobra oder gar eine Schwarze Mamba direkt vor der Nase auftaucht. Wer da nicht die Nerven behält, hat noch 30 Minuten, um von dieser Welt Abschied zu nehmen.
Nach dem Grand Canyon in den USA, ist der Fish River Canyon der zweitgößte Canyon der Welt. Genauso imposant, aber frei von lästigen Pauschaltouristen. Die Anfahrt erfolgt allerdins auch über eine miserable Piste. Die kleine Tankstelle gehört zum Canyon Roadhouse, das gerade erweitert wird. Nachts und morgens war es arschkalt und Heizung Fehlanzeige. Das benachbarte Canyon Village gefiel mir auch wesentlich besser...
Kurz vor Lüderitz liegt die Geisterstadt Kolmannskuppe, wo die Wüste langsam die Häuser verschlingt. Lüderitz selbst macht einen deutschen Eindruck, nur eben am Ende der Welt. Auch hier ist es unafrikanisch kalt und windig. Auch wenn die Lesehalle, der Männer Turnverein und die Bahnhofstraße einen heimischen Eindruck vermitteln, so überkommt einen doch der Eindruck völliger Abgeschiedenheit. Das hinerläßt bei mir eine innere Ruhe und völlige Entspanntheit.
Die Namib-Wüste ist die zweitälteste Wüste der Welt, was das auch immer zu sagen hat. Die Sesriem Lodge ist ein angenehmer Ausgangspunkt für die Erkundung. Schon faszinierend, auf dem Gipfel einer fast 400 Meter hohen Düne zu sitzen und zu staunen. Leider neigen schwäbische Reisegruppen auch in dieser überwältigenden Landschaft dazu, sich über kaputte Kühlschränke und Fußpilzerkrankungen zu unterhalten, anstatt einfach den Ausblick zu genießen.
Ballonfahrten oder Wanderungen im Sesriem Canyon sind weitere Aktivitäten hier. Abends kamen dunkle Regenwolken auf und es fielen tatsächlich ein paar Tropfen Regen. Dazu zog auch noch ein Sandsturm auf.
Deutscher als Deutschland mutet Swakopmund an. Für mich gabs im Brauhaus Schweinebraten mit Rotkohl und Knödeln. Mit den schöne Stränden im Westen und von drei Seiten von Sandwüste umgeben, gibt es kaum einen skurrileren Ort auf der Welt.
In Twyfelfontein gibt es Jahrhunderte alte Felszeichnungen der Eingeborenen zu sehen. Die Grootberg Lodge liegt direkt am Rand eines faszinierenden Canyons. Hinter dem Pool geht es 600 Meter in die Tiefe. Fast genauso überwältigend ist der Blick von der Terrasse der Opuwo Lodge. In diesem staubigen Kaff, wo die eingeborenen Himba traditionell unbekleidet durch die Straßen laufen, hätte ich so eine Luxusherberge gar nicht erwartet.
In der Palwag Lodge kann man Übernachtungen in Zeltcamps buchen. Schon faszinierend: Nur in einem Kilometer Entfernung zogen seltene Wüstenelefanten vorbei.
Der Kunene Fluß an der Grenze zu Angola bildete den nördlichsten Punkt der Reise. Der von mir vorhergesagte Regen setzte tatsächlich ein. Eine Festanstellung als Regenmacher war mir danach sicher. Allerdings betrug die Fahrzeit am folgenden Tag für 50 Kilomter Piste ganze zwei Stunden...
Der Höhepunkt der Reise war dann der Etosha Nationalpark, wo man wirklich alle Tiere Afrikas vor die Linse bekommt. Elefant, Giraffe, Zebra, Oryx Antilope (schmeckt übrigens frisch vom Grill ausgezeichnet) und Löwen. Die ließen allerdings ein wenig auf sich warten und ich hatte schon befürchtet, den König der afrikanischen Tierwelt nicht mehr vor die Kamera zu bekommen. Praktisch bei Sonnenuntergang des letzten Tages haben sich dann doch noch ein paar Exemplare blicken lassen. Die nächtliche Ausfahrt in den Park, der nur mit einer geführten Gruppe möglich ist, mußte allerdings wegen eines stundenlangen Unwetters mit Blitz, Donner und Starkregen, ausfallen. Wenn man auch hier die Tierwelt so geballt beobachten kann, so fand ich es aber viel interessanter, wenn man den Tieren außerhalb des Parks begegnet ist. In der Gegend um die Palmwag Lodge leben Elefanten, Giraffen und selbst Löwen in freier Wildbahn. Das rief bei mir beim nächtlichen Gang zur Buschtoilette des nicht gesicherten Zeltlagers, ein ungutes Gefühl hervor.
Fazit: Namibia ist eine Reise wert. Egal wie teuer. Die faszinierende Landschaft, die Tierwelt, die freundlichen Menschen, die trotz der kolonialen Vergangenheit die Deutschen mögen, die vielen Sicherheitsleute, die auf dem Parkplatz auf den Wagen aufpassen oder dafür sorgen, daß man selbst um 3 Uhr nachts am Automaten gefahrlos Geld abheben kann, das super leckere und günstige Essen, das Windhuk Lager Bier, die Sauberkeit (ich habe nicht eine schmuddelige Toilette gesehen oder Müll am Straßenrand), der Stolz der Namibia auf ihr Land, trotz alle Probleme. Um dort zu Leben, wäre es mich vermutlich zu einsam. Aber für einen weiteren Urlaub gibt es auf jeden Fall noch genug zu sehen. Ich komme wieder...