Die Cote d'Azur. Sonne, Strände, Küstenstraßen und historische Städte. Das klingt erstmal gut. Die Realität ist nicht ganz so rosig. Massentourismus und Verkehrschaos vermiesen einem die Entspannung ein wenig. Bevor man also an die Strände gelangt, näheres zu den "Stränden" gibt es später noch, muß man sich also erstmal durch den Verkehr in den, zugegeben sehr schönen, Städten quälen. Und das auch noch mit der Angst im Nacken, daß der nächste schlängelnde Mopedfahrer einem eine Beule ins Auto fährt. So entspannt, wie die Franzosen auch sind, wenn sie sich Hinter ein Steuer oder Lenker setzen, werden sie zu Monstern. Ansonsten waren alle Franzosen entgegen aller Vorhersagen extrem freundlich und hilfsbereit. Vielleicht lag es ja an meinen in 25 VHS Stunden erworbenen Französischkenntnissen, die ich auch gnadenlos angewendet habe. Selbst wenn die Franzosen gemerkt haben, daß ich gar kein Französisch kann und es auf Englisch mit mir versucht haben.
Von Hohnstorf bis Cannes sind es flockige 1400 Kilometer. Man kann die Strecke in einem Rutsch fahren, was ich auf dem Rückweg auch getan habe, oder besser zwischendurch einen kleinen Boxenstopp machen, wie ich es in Como in Italien getan habe.
Wer gerne wandert, der ist in Südfrankreich gut aufgehoben. Es gibt viele interessante Trails zu laufen. Ein Aufstieg zum Baou de St. Jeannet beschert einem einen grandiosen Ausblick. Von St. Cesaire aus kann man auf einem Trail zu einer alten Tuffsteinbrücke wandern. Aber Vorsicht vor den unzähligen Hundekothaufen im oberen Teil des Weges.
Meine erklärte Lieblingsstadt ist Cannes. Nicht wegen der Filmfestspiele, wo eh nur langweilige Außenseiterfilme prämiert werden, sondern weil es hier die einzigen Strände gibt, an denen ich gerne gelegen habe. Man kann es zwar nicht wirklich erklären, aber irgendwie fühlte ich mich hier wohl. Außer es hat gerade mal wieder ein riesiges Kreuzfahrtschiff angelegt und seine gigantischen Touristenmassen über der Stadt ausgegossen. Dann waren die Strände voller angetrunkener "All in" Prolls und auf der Promenade Fußgängerstau.

Rechts: Sigi sitzt vor dem berühmten Carlton Hotel rum.
Ausgangspunkt für meine Ausflüge war allerdings Mougins, das ca. 15 Kilometer nördlich von Cannes liegt. Hier gibt es auch eine wunderschöne Altstadt mit vielen Galerien und erstklassigen Restaurants.
Im Gegensatz zu Cannes gefiel mir das berühmte St. Tropez gar nicht. Es gibt schönere Städte, die guten Strände liegen außerhalb der Stadt, es gibt einfach zu viele Touristen und die Benutzung einer öffentlichen Toilette kostet bis zu 3 Euro. Kleiner Geheimtipp: Am maritimen Friedhof gibt es zwei saubere und kostenlose Toiletten.
Cineasten und Leseratten werden die Stadt Grasse sehr gut kennen. Der Roman "Das Parfüm" spielt genau hier. Und so gibt es hier auch noch einige Parfümfabriken zu besichtigen. Leider erstickt diese schöne Stadt im Verkehr, der sich am Ortseingang regelmäßig staut.
Über den Dächern von Nizza. Die Altstadt von Nizza ist schon eine Pracht. Wenn man es bis dahin geschafft hat. Man darf nicht vergessen, dass Nizza eine Großstadt ist und sogar über einen internationalen Flughafen verfügt. Der wäre auch meine Empfehlung für eine Reise nach Südfrankreich. Mit dem Flugzeug nach Nizza und dann einen, oft bereits verbeulten, Mietwagen nehmen. Oder gleich den Bus. Ich glaube, das entspannt am besten. Der Strand von Nizza liegt direkt unterhalb der stark befahrenen Küstenstraße und besteht aus Steinen und Kieseln und ist wenig einladend. Ich frage mich, warum die nicht einfach ordentlichen Sand aufschütten. Die Promenade oberhalb kann der von Cannes nicht das Wasser reichen und ein Spaziergang darauf machte keinen so rechten Spaß.
Monaco. Das klingt teuer und edel und der Blick auf den Hafen ist auch sehr imposant. Aber mal ehrlich: Wer möchte in solchen Plattenbauten der 60er Jahre ein Apartment kaufen? Schön ist anders.
Wer pünktlich 5 vor 12 am Fürstenpalast der Grimaldis ankommt, der kann sogar die berühmte Wachablösung, dicht gedrängt in einer Menge verschwitzter Touristen, verfolgen. Tradition hin oder her, auf mich wirkt das ein wenig lächerlich. Nach der Zeremonie ergießt sich die Touristenmenge in die kleine aber feine Altstadt. 50 Grad heiße Kiesel unter dem Hintern und 35 Grad auf dem Kopf. Wie im Backofen fühlte man sich am Strand von Monte Carlo, was selbst mich Frostbeutel in das kühle und klare Wasser des Mittelmeeres trieb.
Monton liegt direkt an der italienischen Grenze und verfügt über eine sehr schöne Altstadt und einige nicht so schöne Strände.

Rechts: Tod duch Zucker: Süssigkeitenladen in Monton
Ich habe ja schon vorher gewußt, daß die Strände an der Cote d'Azur nicht so dolle sind. Und tatsächlich habe ich auch keinen Traumstrand gefunden. Hier ein Paar Beispiele für Strände, von denen ich jedem Südfrankreichreisenden abraten würde:
Links der Strand von Monton, rechts Villefranche sur Mer und Golfe Juan. Ich habe gehört, daß es bei St. Raphael ein paar schöne Sandstrände gibt, aber die habe ich mir nicht persönlich angesehen.
Zweimal mußte ich den Massa Reifenservice in Grasse in Anspruch nehmen, um Nägel aus den Reifen entfernen zu lassen (Danke Jungs, Ihr seid klasse). Vermutlich hatte ich die bereits in Como auf dem abbruchhaldenähnlichen Parkplatz des Hotels reingefahren.

Und nach dem gescheiterten Versuch, meine Trinkgewohnheiten denen der Franzosen anzupassen, habe ich das Trinken von Alkohol dann ganz eingestellt und wurde Antialkoholiker...